MOBBING ~ GERÜCHTE ~ das ist kein Spiel

28.04.2014 09:29

Wie ihr wisst habe ich für meine vorwissenschaftliche Maturaarbeit das Thema Mobbing. Dazu passt meine heutige Geschichte sehr gut:

Am Wochenende hörte ich von Freunden von einem Vorfall in einer beliebten Location. Es wurde erzählt, dass ein Mädchen und ein Junge sich am WC ein Liebesstündchen gegönnt hätten – sogar mit Bildbeweis. Das Foto wurde mit Freude von vielen Personen weitergeschickt und hat sich wie ein Lauffeuer in der virtuellen Welt verbreitet. Es wurde gemunkelt, spekuliert und gerätselt, wer denn nur dieses Mädchen sein könnte. Schnell wurde eine Verdächtige gefunden und Ask und Facebook wurde überschwemmt mit Kommentaren, Beschimpfungen und Sonstigem. Was mich sofort ärgerte war, dass hier nur der Name des Mädchens in den Dreck gezogen wurde, nie jedoch wurde der Junge erwähnt. Bekanntlich gehören zu einem Liebesspiel immer Zwei!!!!
Ich habe dieses Foto nie gesehen, hätte es auch gar nicht sehen wollen. Natürlich dachte ich mir - wie wahrscheinlich alle anderen auch - dass es romantischere Orte als das angepisste Klo für ein Liebesdate gäbe. Aber es steht niemanden zu, sich darüber ein Urteil zu bilden. Ich ging wie alle anderen von der Freiwilligkeit dieser Tat aus.
Ich war sehr erschüttert, als ich gestern das Video des Mädchens in Facebook gesehen hatte. Sie berichtete dass sie von dem Jungen vergewaltigt und dazu genötigt wurde. Wie schwer muss ihr der Dreh dieses Videos gefallen sein.
Ich empfand und empfinde immer noch so viel Hass für diese Kreatur, so viel Wut auf diese dummen Menschen, die aus einem lieben, hübschen, ehrlichen Mädchen eine „Hure“ machen wollten, so viel Bewunderung für ihre Stärke und Courage, dieses widerliche Erlebnis preiszugeben und somit dieses Scheusal öffentlich an den Pranger zu stellen.
Ich habe jetzt eine Frage an alle, die sich darüber lustig gemacht haben, die das Foto ohne groß Nachzudenken weiterverbreitet haben:
Wie fühlt ihr euch jetzt? Wie könnt ihr damit leben, dass ihr einen Menschen, dem Schlimmes widerfahren ist, schlecht gemacht habt, gedemütigt habt, ausgelacht habt, beschimpft habt? Wie lässt sich das mit eurem Gewissen vereinbaren, dass ihr ein Verbrechen als lächerlich und lustig hingestellt habt? Wer zum Teufel gibt euch das Recht, einen Menschen so etwas anzutun? Wie könnt ihr etwas über einen Menschen behaupten, ohne die tragischen schlimmen Hintergründe zu kennen?
Ich möchte jetzt nicht in eurer Haut stecken, denn für so etwas gibt es keine Entschuldigung. Ich wünsche niemanden etwas Schlechtes, aber ihr alle hättet es verdient, in genau so eine Situation zu kommen wie dieses Mädchen.

 

Du bist „Fake“!

Ich glaube, jeder ist schon das eine oder andere Mal ein Opfer von Mobbing geworden. Auch mir ist es am Wochenende passiert. Ich bekam eine Whatsapp-Nachricht, warum denn meine Profilbilder immer verschwommen seien. Zuerst verstand ich die Frage nicht, weil ich recht häufig meine Bilder wechsle, manchmal haben sie gute Qualität und manchmal eben eine etwas Schlechtere. Auf das danach war ich eigenlicht nicht gefasst. Er schrieb „Du bist Fake“, „Du Jüdin“, „Geh dich Ritzen“. Ich war schockiert. Die weitere Kommunikation erspare ich euch hier, denn ich möchte so tiefes Niveau in meinem Blog nicht einmal erwähnen.
Ich kenne diese Person nur aus Facebook und auch nur deshalb, weil er ein Schulkollege von meinem allerbesten Freund ist. Er weiß also nur meinen Namen, kennt nichts aus meinem Leben, weiß nichts von meiner Persönlichkeit. Also wie kommt ein Fremder dazu, mich zu beschimpfen? Weil er mich noch nie gesehen hat? Weil mein Profilbild verschwommen ist?
Anfangs war ich entsetzt und wie gelähmt, mir fielen keine Argumente, keine Entschuldigungen ein. Ich sah mich schon als Opfer in diversen virtuellen Netzwerken und fürchtete mich vor den Folgen. Dann jedoch wurde ich wütend und begann mich zu wehren. Ich zielte meine Beleidigung genau auf das ab, wo ich seine Minderwertigkeitskomplexe vermutete. Ich habe bereits gelernt, mich zu wehren, mir nichts gefallen zu lassen, nicht das Opfer zu sein.

 

Was ist Mobbing?

Der Begriff Mobbing ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Englischen von mob übernommen. Es bedeutet im Allgemeinen, belästigen, anpöbeln. tyrannisieren, schikanieren, einschüchtern. Mobben bedeutet Psychoterror, andere Menschen zu schikanieren, zu quälen und seelisch zu verletzen.
Wir finden es überall, in der Arbeit, Schule, in Vereinen und verstärkt im Internet (Cyber-Mobbing. Typische Mobbinghandlungen sind die Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen, besonders im Internet die Verbreitung intimer Videos oder Bilder, Gewaltandrohung, Ausgrenzungen und Ignorieren oder ständige Kritik an der Person.
Was von den „Tätern“ als Scherz empfunden wird, kann sehr schlimme Folgen nach sich ziehen, wie zum Beispiel soziale Isolierung, Stress, psychische Probleme oder im schlimmsten Fall Suizid.

 

Cyber-Mobbing

Besonders akut ist die Situation im Internet. Opfer werden durch Bloßstellung, Belästigung oder durch Verbreitung falscher Behauptungen fertig gemacht. Besonders beliebt bei Schülern/Jugendlichen ist das Posten oder Verschicken von privaten oder sogar peinlichen Bildern und Videos. Wie eine Welle verbreiten sich intime Fotos und es gibt eigentlich keine Möglichkeit dies zu stoppen. Die Hemmschwelle, im Internet andere auszulachen oder zu verhöhnen, ist gering. In der Anonymität des Netzes muss ein Täter seinem Opfer nicht einmal in die Augen blicken. Leider lässt sich das Mobbing im Internet nie ganz verhindern und wird leider ein immer größeres Problem werden.
Ein besonders schlimmes Beispiel für Cyber-Mobbing ist der Selbstmord der 15jährigen Amanda Todd. Sie begann im Internet neue Kontakte zu Fremden zu knüpfen und aus Naivität verschickte sie Nacktbilder an einen Cam-Chat Partner, anschließend meldete sich dieser über Facebook bei ihr und versuchte, sie mit den Nacktaufnahmen, zu erpressen. Als die Jugendliche nicht darauf einging, verschickte er die Bilder an ihre Freunde und Bekannten. Daraufhin wurde Amanda depressiv und ihre „Freunde“ zogen sich von ihr zurück. Nach einem ersten Selbstmordversuch beging sie Suizid.

 

Ursachen

  • Angst: Um nicht selbst zum Mobbingopfer zu werden, möchte man lieber zu einer starken Gruppe gehören.
  • Anerkennung: cool sein, Einfluss haben
  • interkulturelle Konflikte: Auseinandersetzungen aufgrund unterschiedlicher Nationalitäten, Sprachen oder andersartiges Aussehen
  • Langeweile: beispielsweise "aus Spaß" ein Foto von Jemandem negativ bewerten
  • Machtdemonstration: das Bedürfnis, Stärke zu zeigen
  • eigene Minderwertigkeitskomplexe
  • persönliche Krisen: das Zerbrechen einer Liebe, Freundschaft, Beziehung: Hass oder Neid, intime Details über den anderen wissen

 

Mein Tipp:

Bitte schauts nicht weg, wenn jemand gemobbt wird, ergreifts Partei, wehrts euch wenn ihr selbst zum Opfer werdet, holt euch Hilfe. Je schneller man lernt, sich zu wehren, sich mit aller Kraft gegen Verleumdungen oder Gerüchten zu stellen, desto selbstbewusster und stärker werdet ihr.

Keine Macht den Hatern und Mobbern!

 

Lg Eure Sophie